Leitartikel zum Mai

Mai - Monat der Arbeit, der Liebe und der Dankbarkeit

Der Monat Mai ist eine besondere Zeit: Die Natur erwacht zu voller Blüte, die Tage werden länger und wärmer und die Menschen spüren eine neue Energie. Für uns Christen hat dieser Monat noch eine tiefere Bedeutung: Er ist dem heiligen Josef, der Mutter Maria und allen Müttern gewidmet. Drei wunderbare Feste laden uns ein, über Arbeit, Liebe und Dankbarkeit nachzudenken.

Heiliger Josef der Arbeiter: ein Vorbild für unsere Arbeit

Am 1. Mai feiern wir den Gedenktag des heiligen Josef des Arbeiters. Er war nicht nur der Nährvater Jesu, sondern auch ein einfacher Zimmermann, der mit harter Arbeit seine Familie versorgte. Er steht für Ehrlichkeit, Fleiß und Demut – Werte, die bis heute für jeden Menschen von großer Bedeutung sind. Sein Leben zeigt uns, dass jede Arbeit, wenn sie mit Liebe und Hingabe verrichtet wird, einen tiefen Sinn hat.

Möge sein Vorbild uns inspirieren und alle Menschen segnen, die täglich mit ihren Händen und Herzen für das Wohl anderer arbeiten. In einer Welt, in der Arbeit oft nur als Mittel zum Zweck gesehen wird, erinnert uns Josef daran, dass jede Arbeit - sei sie groß oder klein - eine Berufung sein kann. "Wer in kleinen Dingen treu ist, der ist es auch in großen" (Lk 16,10).

Papst Pius XII. führte dieses Fest 1955 ein, um die Würde der menschlichen Arbeit im Licht des christlichen Glaubens zu betonen. Arbeit ist nicht nur eine Pflicht, sondern auch eine Teilnahme am Schöpfungswerk Gottes. Nach Papst Johannes Paul II. formt Arbeit den Menschen und verleiht ihm Würde. "Was immer ihr tut, tut es von Herzen, als sei es für den Herrn und nicht für Menschen" (Kol 3,23).

Maria: Mutter des Glaubens und der Liebe

Die Kirche widmet den Mai traditionell der Mutter Gottes. Maria ist das vollkommene Beispiel für Liebe, Hingabe und Vertrauen auf Gott. Viele von uns kennen die Maiandachten, in denen wir Maria besonders verehren.

Sie nicht nur die Mutter Jesu, sondern auch unsere himmlische Mutter, die uns auf unserem Lebensweg begleitet. "Was er euch sagt, das tut!" (Joh 2,5) - diese Worte Mariens bei der Hochzeit zu Kana zeigen ihre Weisheit und ihren Glauben.

In der Enzyklika Redemptoris Mater schreibt Johannes Paul II.: "Maria ist für die Kirche das Vorbild der vollkommenen Nachfolge Christi". Die Kirche verehrt Maria nicht als Gottheit, sondern als Urbild des Glaubens. Ihre Rolle in der Heilsgeschichte ist einzigartig, und sie bleibt für uns eine Führerin zu Christus.

Muttertag: ein Tag der Dankbarkeit

Schließlich ist da noch der Muttertag. Wir danken unseren Müttern für all die Liebe und Opfer, die sie für uns bringen. Ob eine kleine Geste oder ein herzliches Wort - es ist eine Gelegenheit, ihnen zu zeigen, wie sehr wir sie schätzen. "Ehre Vater und Mutter, damit du lange lebst auf Erden" (Eph 6,2-3).

Mütter sind oft die ersten Glaubensvermittler in der Familie. Sie lehren uns, zu beten, zu lieben und zu vertrauen. Der Muttertag ist somit nicht nur ein weltlicher Feiertag, sondern eine Gelegenheit, die Bedeutung der Mütter für die Weitergabe des Glaubens zu würdigen.

Den Mai im Alltag bewusster leben:

  • Arbeiten mit Sinn – Sehen wir unsere Arbeit nicht nur als Pflicht, sondern als Dienst an Gott und unseren Mitmenschen. Versuchen wir, unsere Erwerbsarbeit oder unser Studium als Berufung zu betrachten.
  • Den Marienmonat ehren – Beten wir den Rosenkranz, schmücken wir Marienaltäre und bitten wir Maria um ihre Fürsprache.
  • Dankbarkeit – Nicht nur am Muttertag, sondern das ganze Jahr über können wir Liebe und Wertschätzung für unsere Mütter und Eltern ausdrücken.

Fazit:

„Alles, was ihr tut, tut von Herzen als sei es für den Herrn“ (Kolosser 3,23) – Möge uns dieser Monat lehren, mit Sinn zu arbeiten, tiefer auf Gott zu vertrauen und die Liebe in unseren Familien zu pflegen.

Denn letztlich sind es Glaube, Hoffnung und Liebe – die drei Säulen, die unser Leben tragen.

Ihr Pfarrvikar
P. Nobi Parakkadan

Leitartikel zum April

Liebe Leserinnen und Leser!

als Jesus einst am See von Genezareth entlangging, berief er seine allerersten Jünger. Am Ufer des Sees, der Grenze zwischen Wasser und Land, veranlasste er Menschen, ihre persönlichen Grenzen zu überschreiten und ihm nachzufolgen.

Die Menschen, die Jesus in den Fokus stellte, standen oft in der zweiten oder dritten Reihe. Es waren Arme und Kranke, Unterdrückte und Ausgestoßene, Verlierer und all jene, die nicht ins System von damals passten. Jesus ging auf diese Menschen zu, holte sie aus der Bedeutungslosigkeit ihres tristen Alltags heraus und gab ihnen eine Stimme.

Nicht die Wichtigtuer, nicht die selbsternannten Chefs und die oft korrupten Vertreter der Obrigkeiten waren Jesus vorrangig wichtig, sondern die kleinen Frauen und Männer, die tagein, tagaus alle Kraft dafür geben mussten, ihren Lebensunterhalt zu stemmen. Der Zimmermann aus Nazareth studierte deren Lebenswirklichkeit, war an ihnen interessiert und berief sie, Teil seines Erlösungswerkes zu werden. Jesus wollte stets eine Neuausrichtung der Sichtweisen erreichen, um die Routinen und eingefahrenen Abläufe der Menschen zu durchbrechen.

Der Sohn Gottes machte sich dafür klein, er erhöhte sich selbst nie und verstand es auf sehr beeindruckende Weise, den Leuten dabei nichts überzustülpen oder sie gar zu manipulieren, sondern im Wesentlichen zu begleiten, zu fördern und sie ernst zu nehmen.

Und als Jesus nun am See entlangging und Ausschau hielt, bemerkte er plötzlich zwei Fischer beim Waschen der Netze, Simon und Andreas. Er ging auf die beiden zu und sprach sie an, hörte ihnen genau zu und gab ihnen einen Auftrag: „Folgt mir nach, ich werde euch zu Menschenfischern machen!“.

Und genau dadurch vollzog sich eine Veränderung im Denken der Brüder. Die Begegnung mit Jesus verwandelte die Sichtweisen der beiden, und sie konnten neue Hoffnung schöpfen. Aus einer Art Perspektivlosigkeit entstand durch die Begegnung mit Jesus eine Neuausrichtung des Lebens. Nach der Aufgabe der einfachen Denkmuster konnten Simon und Andreas auf einem neuen und stabileren Lebensfundament aufbauen.

Doch was hat dies nun mit uns zu tun? Auch wir haben vielfache Probleme und Ängste. Auch wir sehen oft den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr und sind blind für das Wesentliche. Wir meinen oft, ohne dies und das könnten wir nicht leben. Wir meinen, ohne Luxus und Prestige seien wir wertlose Menschen.

Doch meinen können wir viel, obwohl es oft nicht stimmt. Daher wäre auch für uns alle eine echte und ernstgemeinte Begegnung mit Jesus nicht das Verkehrteste. Schaut man nämlich die Lage in der Welt an, so muss man eingestehen, dass viele Menschen absolut blind für das Wesentliche geworden sind und nur noch um sich selbst kreisen.

Schwindlig setzen sie sich Ziele und laufen dann wie berauscht an ihnen vorbei, wie in einem Karussell, bei dem der Ausschaltknopf kaputt ist. Das Karussell dreht sich unermüdlich weiter, bis einem schlecht wird. Dabei könnte man mit christlichen Werten so viel einfacher seine Ziele erreichen und das Karussell aus falschen Zielen und Wegen abstellen.

Ein kleines Lächeln, ein Danke oder Bitte, eine liebe Geste, ein kleines Geschenk von Herzen und vieles andere mehr könnten ein Gegenentwurf zu dem sein, was uns der Mainstream vorgibt. Denn eine Begegnung mit den Menschen, eine Begegnung mit sich selbst und schließlich eine Begegnung mit Jesus Christus, unserem Herrn, braucht kein übermäßiges Geld und keinen Luxus, kein Prestige und keine falsche Macht, sondern nur ein wohlwollendes und liebendes Herz.

Dadurch könnten wir für die Welt von morgen ein gutes und stabiles Fundament aufbauen.

Ihr Diakon
Anton Fliegerbauer