Leitartikel zum Januar

Liebe Christen!

der Jahreswechsel ist in der Öffentlichkeit von festlicher Stimmung geprägt. Man will das Ende des alten Jahres und den Beginn des neuen feierlich begehen.

Vom Schriftsteller Hermann Hesse stammen die Worte, die mittlerweile in die Alltagssprache Einzug gefunden haben:

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“

„Stufen“ heißt das Gedicht, aus dem die Zeilen stammen. Ursprünglich trug das Gedicht den Titel „Transzendieren in Stufen“, eindeutig ein Hinweis auf die Beschäftigung mit dem Überirdischen.

Die buchstäbliche Grenz-Erfahrung des Silvesterabends lässt uns über unsere Vergangenheit und unsere Zukunft nachdenken. Dabei berühren wir unwillkürlich den Gedanken an Gott, von dem wir ein „gesegnetes Neues Jahr“ erhoffen. So gespannt die Menschen auch auf die Uhr blicken, in diesem Moment scheint die Zeit einen Augenblick lang still zu stehen.

Hoffentlich wird es ein gutes Jahr, heißt eigentlich: Hoffentlich gelingt mir mein Leben mit allen Höhen und Tiefen, die es für mich bereithält. Letztlich müssen wir aber auch diese Momentaufnahme wieder loslassen und den Lauf der Dinge annehmen, beziehungsweise das Leben so gestalten, dass es für uns lebenswert und schön ist.

Gott steht dabei auf unserer Seite, darauf ist Verlass. Jesus ist der treue Zeuge dafür. Ein gutes und gesegnetes neues Jahr 2025 wünscht Ihnen

Pfarrer Armin Riesinger

Leitartikel zum Dezember

Liebe Leserinnen und Leser!

Vor einiger Zeit unterhielt ich mich mit einem Mann im Zug. Dieser erzählte mir von Wahrheit und Anstand, von Freiheit und Frieden, von Werten, die unser gemeinsames Leben angenehmer machen sollten und welche ihm in der Gesellschaft fehlen. Das Wort „Jesus“ ging ihm allerdings nur sehr schwer über die Lippen.

Als ich ihn nun fragte, was er denn tatsächlich von Jesus hält, meinte er nur: Mit diesem Jesus habe ich es überhaupt nicht! Zunächst traf mich diese Antwort sehr. Doch nach einiger Überlegung fragte ich mich, was es denn überhaupt heißt, es mit etwas oder jemandem „nicht zu haben“. Ist es vielleicht nur eine Abneigung aus Unsicherheit, Unwissenheit, Bequemlichkeit, vielleicht auch aus Arroganz, oder wurde man aufgrund seiner eigenen Überzeugung belächelt und verspottet und eilt nun als „Trittbrettfahrer“ dem Geist der Zeit hinterher?

Was hat Jesus so falsch gemacht, dass er in den Augen so vieler Menschen dieser Erde so unbeliebt ist und dass er gemieden, verspottet und belächelt wird? Denn betrachten wir Jesu Leben und Lehre, so müsste er doch eigentlich ein großer Sympathieträger für alle sein. Jesus war in gewisser Hinsicht ein „einfacher Mann“, er war ehrlich, geradlinig und gerecht.

Ärmlich kam er in einem Stall zur Welt, musste schon sehr bald nach Ägypten fliehen. Nach der Heimkehr nach Nazareth arbeitete er im väterlichen Betrieb mit, ging fleißig seinem Handwerk als Zimmermann nach, bevor er sein öffentliches Wirken begann und unermüdlich für seine Sache unterwegs war. Er erlebte die Schikanen der einheimischen Bevölkerung durch die römische Besatzungsmacht.

Jesus war ein Liebender, der die Welt aus einer anderen Perspektive sah. Er heilte Kranke, gab Stummen eine Stimme, Tauben ein Gehör und Blinden ein sehendes Auge, kurz gesagt ihre Würde zurück. Jesus war ein Realist mit Humor und Menschenkenntnis, der es verstand, den Mächtigen den Spiegel vorzuhalten. Bis heute sind diese Eigenschaften doch eigentlich sehr angesehen.

Und so fragt man sich, warum Jesus vielfach ignoriert oder abgelehnt wird. Möglicherweise deshalb, weil er die Leute ohne Kompromisse mit der Wahrheit konfrontierte. Die Menschen vertragen vielfach keine Wahrheit. Sie lügen sich lieber selbst an, um die eigenen Interessen ohne lästige Gewissensbisse durchsetzen zu können. Wenn es nämlich keinen Gott gibt, so die Logik, dann kann und darf ich mich ohne Einschränkungen frei entfalten und tun und lassen, wonach mir gerade ist - ohne Rücksicht auf Verluste.

Dies könnte auch der Grund dafür sein, weshalb in unserer Gesellschaft Europas und der ganzen Welt so viele Dinge aus dem Ruder zu laufen drohen. Irgendwie herrscht Chaos in der Gesellschaft. Vielleicht hängt dies tatsächlich mit dem Rückgang des Glaubenslebens zusammen. Denn während das Leben säkularer und der Glaube weniger wird, die Menschen in Scharen das Christentum und auch andere Religionen verlassen, Menschenrechte in Frage gestellt werden, steigen doch Verwirrung, Unzufriedenheit und die Angst vor der Zukunft in der Gesellschaft rapide an.

Es wäre also vielleicht gar nicht so schlecht, wenn sich unsere Werte wieder mehr auf diesen Jesus und seine Lehre hin ausrichten würden. Er zeigt uns nämlich auf, worauf es im Leben tatsächlich ankommt. Christus steht für inneren und äußeren Frieden, für Solidarität und Wahrheit, sowie Fleiß, Mut und einen richtig gelebten Glauben in Wort und Tat. Diese und noch viele andere christliche Werte mehr können daher Garanten für eine gute, stabile und bessere Zukunft für alle Menschen sein. Davon bin ich überzeugt!

Eine gute und gesegnete Advents- und Weihnachtszeit wünsche ich Euch - und dem Mann im Zug - von ganzem Herzen!

Diakon Anton Fliegerbauer

Leitartikel zum Oktober

Franz und Klara von Assisi

Fresko des Franz von Assisi vom 1228
Pfarrbrieftitelbild: Ältestes Bildnis des Hl. Franziskus (entstanden 1228). Fresko im Kloster Sacro Speco, Subiaco.
© gemeinfrei, Originalbild bei Wikipedia

Franz:   * 1181/82, + 1226, Gedenktag: 4. Oktober
Klara:   * 1193/94, + 1253, Gedenktag: 11. August

Franz von Assisi ist en bedeutender Influencer auch noch rund 800 Jahre nach seinem Tod, dessen Überzeugung, als Armer unter den Armen und für die Armen zu leben, zu seinen Lebzeiten genauso spektakulär war, wie sie es auch heute ist, damals wie heute auf Widerstand stößt und zugleich Menschen fasziniert und den Wunsch weckt, genauso zu leben.

Daraus entstand der Orden der Minderbrüder (Ordo fratrum minorum), besser bekannt als Franziskanerorden. Franziskus und seine Gefährten lebten „Jesus pur“: „Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib ihn den Armen; und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach!“ (Mt 19, 21).

Diesem Ruf folgte auch Klara von Assisi. Nachdem sie eine Predigt von Franziskus gehört hatte, verließ sie Palmsonntag 1212 ihr wohlhabendes Elternhaus, um ihr Leben der Nachfolge Christi in radikaler Armut zu widmen. Schnell schlossen sich auch ihr weitere Frauen an, und Klara wurde Verfasserin der ersten Ordensregel, die eine Frau für Frauen geschrieben hat.